34 Mafiosi verhaftet – ein Tötungsdelikt in Sargans von 2017 half dabei


February 5, 2023

Zusammen mit der Schweizer Polizei ist es den italienischen Behörden gelungen, 34 Personen wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation zu verurteilen. Wichtiger Dreh- und Angelpunkt für diesen Erfolg war ein Tötungsdelikt in Sargans SG.

Kurz vor Weihnachten konnten in Mailand 34 Personen zur Rechenschaft gezogen werden. Ihnen wurde der Prozess gemacht wegen der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation. Eine Ermittlungsoperation unter dem Namen «Cavalli di Razza», zu Deutsch «reinrassiges Pferd», welche von der Schweizer Polizei und den italienischen Behörden durchgeführt wurde, führte zum Grosserfolg gegen die kalabrische Mafia, wie der «Sarganserländer» schreibt (Bezahlartikel).

Zurückzuführen ist diese Grossermittlung auf ein Tötungsdelikt in Sargans SG im Jahre 2017. Damals erschoss hinter dem italienischen Clublokal «Capannina» beim Bahnhof Sargans ein damals 28-jähriger Italiener einen 40-jährigen Landsmann.

Spuren ins Sarganserland

Bereits am Tag nach der Tat gab es Gerüchte zu möglichen Verbindungen der Mafia als Motiv des Tötungsdelikts. Im Fedpol-Jahresbericht von 2021 stand, dass es sich um den Ausgangspunkt zweier parallel geführter Ermittlungen zwischen der Schweiz und Italien handelt. «Es ist der entscheidende Teil des Puzzles, das die italienischen Behörden mit ihrer Grossoperation gegen die Ndrangheta, die in der Schweiz am stärksten vertretene italienische Mafiaorganisation, zu lösen versuchen», heisst es im Fedpol-Bericht weiter.

Für die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft war einfach zu belegen, dass die Mafia die Schweiz als logistisches Standbein benützt. «Ein Joint-Investigation-Team» wurde zwischen verschiedenen Behörden gebildet. Mit dabei eben unter anderem die Kantonspolizei St. Gallen. «Wir haben die notwendige Rechtshilfe geleistet», erklärt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen, dem «Sarganserländer». Mehr könne und dürfe er nicht dazu sagen.

Gemäss dem Fedpol-Jahresbericht konnte am 16. November 2021 ein verdächtiges Fahrzeug, welches mutmasslich für Handelsfahrten zwischen Italien und der Schweiz benutzt wurde, bei einem Parkplatz eines Verdächtigten von der Kantonspolizei Zürich kontrolliert werden. Gefunden wurde eine Pistole inklusive Munition in einem Behälter unter dem Fahrersitz. Die daraufhin durchgeführten Hausdurchsuchungen im grossen Stil in Italien und der Schweiz waren ein voller Erfolg für die schweizerisch-italienische Kooperation: 98 Personen konnten in Italien verhaftet werden und sechs in der Schweiz. Unter anderem konnte in einem Gefrierschrank in St. Gallen ein Kilogramm Kokain sichergestellt werden.

Insgesamt zu 230 Jahren Gefängnis verurteilt

Von diesen 105 festgenommenen Personen konnten kurz vor Weihnachten 34 verurteilt werden. Sie alle stimmten einem abgekürzten Verfahren zu. Bei einem gekürzten Verfahren wird eine Strafreduktion um ein Drittel des ursprünglich verurteilten Strafmasses erlaubt. Diese beläuft sich insgesamt auf 230 Jahre Gefängnis wegen grenzüberschreitender Kokaingeschäfte von rund einer Tonne. Die individuellen Höchststrafen liegen bei je knapp zwölf Jahren.

Die italienische Finanzpolizei hält nach dieser Grossaktion fest: «Das Interesse am Drogenhandel scheint stark zu sein, mit einer deutlichen Ausweitung auf die Schweiz und vor allem St. Gallen. Dieses Gebiet ist für einige Verdächtige, die sich dort niedergelassen haben, zu einer logistischen Basis geworden.» Bei den sechs verhafteten Personen handelt es sich um prominente Namen der kriminellen Organisation. 

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