Bing auf Steroiden – Microsoft stellt seinen «Google-Killer» vor


February 7, 2023

Wenn es nach dem Windows-Konzern geht, sollen wir bei der Internet-Suche mit der aufgemotzten Bing-Suchmaschine chatten, Fragen stellen und Antworten in natürlicher Sprache erhalten. Doch es gibt auch Haken.

Microsoft hat am Dienstagabend eine mit künstlicher Intelligenz (KI) aufgemotzte neue Version seiner Suchmaschine Bing vorgestellt. Die Suchmaschine basiert auf der gleichen KI-Technologie, die auch dem Chatbot ChatGPT zugrunde liegt, sie soll aber deutlich leistungsfähiger sein.

Im Gegensatz zu ChatGPT kann das neue Bing auch Nachrichten zu aktuellen Ereignissen abrufen. In den Software-Demos beantwortete die Suchmaschine sogar Fragen zum eigenen Start, wie The Verge berichtet. Dazu habe die Suchmaschine aus kurz zuvor publizierten Berichten zitiert.

Das neue Bing ist ab sofort in einer eingeschränkten Vorschau verfügbar, unter bing.com kann man Beispielabfragen auszuprobieren und sich in die Warteliste eintragen.

«KI wird jede Softwarekategorie grundlegend verändern, beginnend mit der grössten Kategorie überhaupt – der Suche.» //Satya Nadella, Microsoft-Chef

Auf einer Hilfeseite informiert Microsoft über mögliche Anwendungen, respektive Anliegen, die von der KI-Suchmaschine zufriedenstellend beantwortet werden sollen.

Der Haken: Wer das neue Bing ausprobieren will, muss sich auf der entsprechenden Website registrieren und in einer Warteliste eintragen. Noch schnelleren Zugang soll es über die Bing-Such-App für Android und iOS (iPhone) geben.

Laut Microsoft werden die neuen Funktionen von einer aktualisierten Version von GPT 3.5 unterstützt, das ist das vom US-Unternehmen OpenAI entwickelte Sprachmodell, auf dem ChatGPT basiert. Microsoft bezeichnet es als «Prometheus-Modell» und sagt, es sei leistungsfähiger als GPT 3.5 und besser in der Lage, Suchanfragen mit aktuellen Informationen und kommentierten Antworten zu beantworten.

Microsoft hat zudem seinen Edge-Browser mit neuen KI-Funktionen und einem neuen Design aktualisiert und zwei neue Funktionen hinzugefügt: Chatten und Verfassen. Der Webbrowser soll also auch beim Text-Schreiben helfen.

In einem Versuch, der dienstäglichen Ankündigung von Microsoft zuvorzukommen, hatte Google am Montag seinen eigenen KI-ChatBot namens Bard angekündigt.

Alphabet-Chef Sundar Pichai bezeichnete die Software als «experimentellen Konversations-KI-Dienst». Er merkte an, dass sie zunächst nur ausgewählten Testern zur Verfügung stehe, bevor sie in ein paar Wochen lanciert werde.

Wo ist das Problem?

Es gibt mehrere.

The Verge ruft in Erinnerung, dass trotz des Wettlaufs der Techkonzerne und dem Streben nach neuen Einnahmequellen etwas Anderes wichtiger ist aus User-Sicht:

«Die grössere Frage für Microsoft und Google lautet: Sind KI-Chatbots ein guter Ersatz für die Suche?»

KI-Sprachsysteme wie ChatGPT hätten eine gut dokumentierte Tendenz, falsche Informationen als Tatsachen darzustellen.

Die Wissenschaft warne seit Jahren vor diesem Problem und es gebe unzählige Beispiele für KI-generierte Fehler – «von Chatbots, die biografische Details über echte Menschen erfinden, bis hin zu fabrizierten akademischen Arbeiten und dem Anbieten gefährlicher medizinischer Ratschläge».

Microsoft habe in seiner Präsentation am Dienstag auf diese und andere Probleme hingewiesen und versprochen, es habe hart daran gearbeitet, Schwachstellen auszumerzen.

Die Benutzeroberfläche für das neue Bing enthalte aber auch eine Warnung an die Nutzerinnen und Nutzer:

«Lernen wir gemeinsam. Bing wird von KI unterstützt, daher sind Überraschungen und Fehler möglich. Stellen Sie sicher, dass Sie die Fakten überprüfen und Feedback geben, damit wir lernen und uns verbessern können!»

Die User sollen also auch weiterhin als Versuchskaninchen agieren und gratis zur Verbesserung beitragen.

Wie The Verge ausführt, habe Microsoft aber auch gewisse Probleme nicht angesprochen, «einschliesslich der Frage, wie die KI-unterstützte Suche das Ökosystem des Internets aus dem Gleichgewicht bringen könnte»: Wenn KI-Tools wie das neue Bing alles nach Informationen abgrasten, ohne dass sich die User bis zur Quelle durchklicken, werde die Einnahmequelle entfernt, die viele Websites finanziere.

Quellen

(dsc)

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