Patrizia Laeri erhebt schwere Vorwürfe gegen SRF-Mitarbeiter


February 7, 2023

Ein ehemaliger Arbeitskollege habe sie sexuell belästigt und tue das noch immer bei anderen SRF-Journalistinnen. SRF nimmt die Vorwürfe mit Bedauern zur Kenntnis und bietet einen Dialog an.

Erst am Freitag sorgte ein Gastbeitrag der deutschen Journalistin Anuschka Roshani in der Zeitschrift «Spiegel» in der Schweizer Medienwelt für Wirbel. Die Ex-Tagi-Magi-Redaktorin arbeitete 14 Jahre lang unter der Leitung des ehemaligen Chefredaktors Finn Canonica und machte ihm im Artikel schwere Vorwürfe. In Twitterposts berichten nun mehrere Journalistinnen über ihre Erfahrungen. Eine davon ist die Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri. Sie arbeitete 17 Jahre lang bei SRF und erhebt auf Twitter schwere Vorwürfe gegen einen SRF-Redaktoren. Nun äussert sie sich in einem Interview.

«Es ist in meinen ersten Wochen bei SRF passiert. Ein Redaktor hat mir Hilfe angeboten. Als wir alleine in einem Raum waren, probierte er plötzlich, mich zu küssen», erzählt die 45-Jährige gegenüber «watson». Das sei vor 20 Jahren, als sie ein Praktikum bei SRF gemacht hat, passiert. 

Erst körperlicher Widerstand half etwas

«Ich habe gesagt: Nein, bitte hör auf, bitte hör auf! Er hat entgegnet: doch. Trotz mehrerer Neins hat er es weiter versucht, bis ich ihn weggestossen habe. Ich musste mich körperlich wehren», so Laeri. Sie habe den Vorfall nicht gemeldet, da sie sich in einer Schockstarre befand und nicht wusste, an wen sie sich wenden solle. Der Redaktor habe sich danach so verhalten, als sei nichts passiert.

Nur einer Person erzählte Laeri vom Vorfall – der nächsten Praktikantin. Diese erzählte ihr, dass er es bei ihr auch versucht habe. «Es war offenbar seine Masche.» Trotz der Vorfälle habe der Redaktor heute eine Leitungsfunktion bei SRF, so Laeri. Eine junge Frau, die jetzt bei SRF arbeitet, habe mit ihr über den Mann gesprochen: «Laut ihr begeht die Person immer noch Grenzüberschreitungen. Ich konnte es nicht fassen. 20 Jahre sind vergangen und er ist immer noch da.»

Am Montagabend gaben Laeri und andere Journalistinnen Interviews für die SRF-Sendung «10 vor 10». Darin erzählte sie von den Vorfällen, erwähnt jedoch nur ein «grosses Medienunternehmen».

«Bei SRF gilt bei sexueller Belästigung Nulltoleranz»

SRF nahm die Twitter-Posts von Laeri «mit grossem Bedauern zur Kenntnis», wie Gerhard Bayard, Leiter HR & Change bei SRF gegenüber «watson» sagt. «Bei SRF gilt bei sexueller Belästigung und bei sexistischem Verhalten Nulltoleranz.» Die Vorfälle seien bisher nicht bekannt gewesen, da sie nie gemeldet worden seien.

SRF habe bereits mit Laeri Kontakt aufgenommen und ihr einen Austausch angeboten, um auf die in den Posts erwähnten Vorfälle im Rahmen eines persönlichen Dialogs einzugehen. In den vergangenen Jahren habe sich viel getan bei SRF und es seien diverse Massnahmen zum Schutz der persönlichen Integrität erarbeitet worden. Es gebe «Interne Schulungen für Vorgesetzte, die Durchführung mehrerer Personalveranstaltungen zum Thema oder die Rekrutierung sogenannter Vertrauenspersonen». Das Thema werde von SRF ernst genommen, so Bayard.

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