Bei einer Reifenpanne sucht man bei den meisten modernen Autos vergebens nach einem Reserverad. Meist ist dort höchstens noch ein Notfall-Kit für die Reifenreparatur zu finden. Doch ist das wirklich eine clevere Wahl?
Frage von Petra ans Viva-Expertenteam:
Ich will mir einen neuen Wagen kaufen, im Showroom habe ich mir den Kofferraum angeschaut und festgestellt, dass kein Ersatzrad mehr unterm Boden liegt. Der Verkäufer meinte, dass ich es als Sonderausstattung bestellen könne, aber dass der Wagen normalerweise mit einem Notfall-Kit für die Reifenreparatur ausgeliefert wird. Nun bin ich verunsichert, was macht mehr Sinn?
Antwort:
Liebe Petra,
Du hast richtig festgestellt, dass man heute lieber auf mehr Platz und vor allem auch weniger Gewicht setzt – schliesslich ist das meist standardmässig an Bord befindliche Reparaturset auch klar leichter als ein Ersatz- oder Notrad. Bei einer Reifenpanne legen heute zudem die wenigsten noch selbst Hand an, meist wird eh der TCS oder ein anderer Pannenhelfer gerufen. Denn das Wechseln eines Reifens dauert im Alltag länger als in der Formel 1, wo dies heute innert Sekunden passiert.
Bei einem Ersatzrad schleppst du etwas mehr Gewicht mit, was auch den Spritverbrauch leicht erhöht.
Das von dir als Notfall-Kit beschriebene Reifenreparaturset besteht in der Regel aus einem Kompressor und einer Dichtflüssigkeit und kostet deutlich weniger als ein komplettes Ersatzrad. Für dich gilt es abzuwägen, welche Variante dir im Pannenfall lieber ist, denn beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Bei einem Ersatzrad schleppst du zwar immer etwas mehr Gewicht mit, was auch den Spritverbrauch leicht erhöht, dafür kannst du aber bei einem Plattfuss den Reifen selbst wechseln und danach problemlos weiterfahren.
Verschiedene Pneuhersteller bieten heute auch Reifen an, die selbst bei einer Beschädigung noch fahrbar sind. Diese sogenannten Runflat-Reifen haben einen Stützring auf der Felge oder stabilere Seitenwände, was die Weiterfahrt – zwar mit reduziertem Tempo: meist sind es maximal 80 km/h – ermöglicht und du es so beispielsweise auch weg von der Autobahn und zur nächsten Garage schaffst.
Sogenannte Runflat-Reifen sind selbst nach einer Beschädigung noch fahrbar.
Zurück zum Notfall-Kit: Die Anwendung ist eigentlich simpel und sicher komfortabler als ein Radwechsel mit Schraubenschlüssel, aber je nach Hersteller unterschiedlich. Daher unbedingt die Kurzanleitung beachten. Doch die Idee dahinter ist identisch: Ventilkappe abnehmen, dann wird das Dichtmittel in den Reifen geleert oder durch den Kompressor gleich selbst reingepumpt und der Reifen wieder mit Luft gefüllt. Die klebrige Konsistenz des Dichtmittels schafft es zwar, kleinere Reifenschäden von rund vier bis fünf Millimetern auf der Lauffläche gut zu dichten, sie verteilt sich aber auch auf der Felge, der Reifeninnenseite und – falls vorhanden – dem Reifendrucksensor.
Somit erkaufst du dir eine rasche Weiterfahrt allenfalls mit zusätzlichen Kosten beim späteren Reifenwechsel. Denn ein defekter Reifen muss auf jeden Fall erneuert werden.
Wichtig ist auch: Selbst nach der vorerst erfolgreichen Reparatur gilt es, den Luftdruck auf dem Weg in die Garage im Auge zu behalten. Denn die Aussichten auf eine erfolgreiche Reifenreparatur ist nicht nur von der Grösse des Lochs abhängig, sondern auch dem Alter der Dichtflüssigkeit. Diese hat ein Ablaufdatum und sollte periodisch ersetzt werden, sonst lässt die Klebeeigenschaft nach. Du siehst, es ist fast schon eine Glaubensfrage, ob du noch auf ein Ersatzrad oder das von den Herstellern meist bevorzugte Reifenreparaturset setzen willst.
Gute Fahrt!
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