«Wir konnten den Mann unter den Trümmern lokalisieren, aber nicht retten»


February 8, 2023

Bei dem schweren Erdbeben in Gaziantep im Südosten der Türkei am Montagmorgen hat es Tausende Tote gegeben. 20 Minuten berichtet aus dem Katastrophengebiet. 

Alle wollen nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien mit über 6000 Toten und Tausenden Vermissten helfen: In der Nacht auf Dienstag landete neben vielen anderen Rettungsteams aus dem Ausland auch eine Schweizer Crew in Adana, etwa 200 Kilometer westlich von Gaziantep. 20-Minuten-Reporterin Lena Wilczek ist in die Türkei gereist und begleitet unter anderem die Retterinnen und Retter beim Einsatz in Hatay. Gemeinsam mit den Einsatzkräften schläft Lena in einem Zeltlager. 

Lena, wie erlebst du die Situation vor Ort? 

Die Situation ist sehr unübersichtlich und chaotisch. Es gibt keinen Strom, die Strassen sind völlig überlastet und auch das Benzin ist knapp. Wo man auch hinschaut, alles liegt in Schutt und Asche. Die Menschen sind geschwächt und haben Hunger. Viele stehen auf der Strasse und machen ein Feuer, um sich warm zu halten.

Wie ist der Einsatz bisher verlaufen? 

Man hört immer wieder Stimmen und Klopfen aus den Trümmern. Die Verschütteten rufen um Hilfe. Viele Personen konnten bereits lokalisiert werden. Eine Frau wurde lebend aus den Trümmern gerettet, eine andere Frau starb während des Einsatzes. Das Rettungsteam gibt wirklich sein Bestes und wird dringend gebraucht. Leider kann man nicht alle Menschen retten.

Wie geht es den Menschen? 

Angehörige rufen verzweifelt um Hilfe und die Rettungsteams kommen kaum nach. Sobald das Rettungsteam anfangen möchte, jemanden zu retten, kommen weitere Personen und flehen uns an, in ihrem Haus nach Verschütteten zu suchen. Eine junge Frau kam immer wieder zu uns und bat um Hilfe. Als die Einsatzkräfte aufs Trümmerfeld gingen, zeigte sie, wo sie die Stimme ihres Bruders hörte. Er rief laut und deutlich, konnte gut auf sich aufmerksam machen. Leider war das Haus so einsturzgefährdet, dass die Retterinnen und Retter nichts tun konnten.

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