Der Verlust der angeschlagenen Grossbank beläuft sich auf 7,3 Milliarden Franken. Boni gibt es für die Geschäftsleitung keine.
Die Credit Suisse erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken. Damit liegt dieser sogar 300 Millionen Franken über dem von den Analysten erwarteten Wert. Die Geschäftsleitung wird aufgrund des Verlusts laut Bankchef Ulrich Körner keine variable Vergütung für 2022 erhalten.
Es ist der höchste Verlust seit der Finanzkrise. 2008 betrug der Fehlbetrag 8,2 Milliarden Franken. Das Jahr 2021 war besser, aber auch schlecht: Damals schrieb die zweitgrösste Schweizer Bank einen Verlust von 1,6 Milliarden. Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos und der Kollaps des australischen Lieferkettenfinanzierers Greensill hatten das Ergebnis verhagelt.
Der Abfluss von Kundengeldern, hohe Kosten und massive Wertberichtigungen wegen der radikalen Restrukturierung, welche die strauchelnde Grossbank Ende Oktober angekündigt hat, sind mit verantwortlich für den hohen Verlust 2022.
Im vierten Quartal ist neu die Vorzeigesparte Wealth Management (Vermögensverwaltung für reiche Kunden) in die Verlustzone geraten. Dasselbe geschah beim Asset Management (Vermögensverwaltung für institutionelle Kunden). Das Investmentbanking vergrösserte im vierten Quartal seinen Verlust erheblich. Die einzige Sparte, die vergleichsweise stabil geblieben ist und noch einen Gewinn ausweist, ist die Swiss Bank.
Nach Gerüchten in sozialen Netzwerken, wonach die Grossbank Liquiditätsprobleme habe, zogen Kunden innerhalb von wenigen Wochen rund 80 Milliarden Franken von der Grossbank ab. Insgesamt betrugen die Geldabflüsse im vergangenen Jahr rund 123 Milliarden Franken. Zwei Drittel davon hätten sich auf den Monat Oktober beschränkt, schreibt die Bank in ihrer Medienmitteilung, im Rest des Quartals hätten sich die Abflüsse deutlich verringert.
Im Januar habe die Credit Suisse insgesamt wieder positive Geldflüsse gesehen, speziell in den Bereichen Vermögensverwaltung und Asset Management, sagte Finanzchef Dixit Joshi vor Journalisten.
Die abgeflossenen Gelder dürften aber trotzdem die Erträge im laufenden Jahr schmälern. «Die niedrigeren Kundeneinlagen und verwalteten Vermögen werden voraussichtlich zu einem Rückgang des Zinserfolgs und der wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenerträge führen», schreibt die Grossbank in ihrer Medienmitteilung. Insgesamt erwartet die Credit Suisse für 2023 «einen erheblichen Vorsteuerverlust».
«New Credit Suisse» soll schlanker und weniger risikoanfällig sein
Gleichzeitig treibt sie ihre Umbaupläne weiter voran. Die Konzernleitung spricht von «New Credit Suisse». Neu will sich die Bank auf die Vermögensverwaltung für vermögende Privatkunden, die Verwaltung von Geldern für institutionelle Anleger und das Geschäft in der Schweiz konzentrieren.
Zur Finanzierung des Umbaus hat die Grossbank neues Kapital in der Höhe von 4 Milliarden Franken aufgenommen. Mit der Kapitalerhöhung haben Investoren aus den Golfstaaten ihren Einfluss bei der zweitgrössten Schweizer Bank ausgebaut.
Ein weiterer zentraler Baustein des Umbaus ist die radikale Neuausrichtung der Investmentbank. Diese soll künftig weniger Kapital binden und enger an die Vermögensverwaltung gekoppelt werden. Ein Teil des Geschäfts soll bekanntlich in die neu gegründete Investmentbank CS First Boston ausgelagert werden.
Heikles Geschäft mit ehemaligem Verwaltungsrat
Am Donnerstag hat die Credit Suisse nun bekannt gegeben, dass sie zum Aufbau des Geschäfts die Investmentbank des US-Finanzunternehmers Michael Klein für 175 Millionen Dollar gekauft hat. Dieser Kauf gilt als umstritten, Klein werden Interessenskonflikte vorgeworfen, da er bis vor Kurzem selbst im Credit-Suisse-Verwaltungsrat sass (Lesen Sie hier mehr dazu).
Die Frage nach den weiteren Geldgebern für die neue Investmentbank, die 2024 oder 2025 an die Börse gehen könnte, bleibt indes nach wie vor offen. Im Oktober sprach die Credit Suisse von einem Investor, der sich mit 500 Millionen daran beteiligen will. Laut Finanzchef Joshi gibt es nach wie vor viele Optionen, konkrete Neuigkeiten dazu verriet die Bank aber nicht.
Mit dem Umbau geht ein drastischer Stellenabbau einher. Rund 9000 Stellen sollen gestrichen werden, 2000 davon in der Schweiz. Bis Ende 2025 will die Credit Suisse ihre Kosten um rund 2,5 Milliarden Franken senken.
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