Die Chancen, einen blauen Hummer zu fangen, sollen bei eins zu zwei Millionen liegen. Der nordirische Fischer Stuart Brown fing eines der raren Krustentiere.
Zuerst war das Geräusch des Hummerschwanzes, dann kam das grosse Staunen: Denn der Hummer, den Stuart Brown mit dem Fangkorb aus dem Wasser der Belfast Lough vor der Ostküste Nordirlands zog, ist blau. «Zu blau», so der 28-jährige Fischer gegenüber britischen Medien. «Es gibt da draussen zwar Hummer, die ein bisschen brauner, roter oder eben blauer sind als gewöhnlich, aber nicht so.» Während die Unterseite «sehr weiss» war, leuchtete der Schalenpanzer in einem satten Blau (siehe Fotos). Üblicherweise haben Hummer eine grünlich-braune Farbe, die beim Kochen ins Rötliche wechselt.
Brown googelte erst einmal, wie häufig blau gefärbte Hummer vorkommen. «Dort hiess es, die Chance stehe bei eins zu zwei Millionen, einen zu fangen.» Andere Quellen sprechen von einer Chance von eins zu einer Million (siehe Box). Tatsächlich hätten weder er noch andere Fischer, mit denen er seit seinem Fang gesprochen habe «und die viel älter als ich sind», je ein durch und durch blaues Krustentier gefangen. «Es ist für uns alle eine Überraschung, dass er an der Ostküste aufgetaucht ist», so Brown.
Zum Zeitpunkt des Fanges befand sich sein Fischerboot an einer Stelle in der Bucht, die 15 bis 19 Meter tief ist.
Zu klein für den Fang
Weil der Hummer knapp unter der einzuhaltenden Mindestgrösse für einen Fang lag, liess Brown den Hummer wieder frei – allerdings nicht, ohne vorher noch ein paar Erinnerungsfotos zu schiessen. «Er ist immer noch irgendwo da draussen im See und schwimmt so glücklich, wie man nur sein kann. Wenn ihn jemand anderes fängt, wird er ihn hoffentlich auch zurück in die Freiheit entlassen.»
Der 28-Jährige sieht die ungewöhnliche Begegnung als Bestätigung dafür, wie toll sein Job sei: Der blaue Hummer zähle definitiv zu den «seltsamsten und wunderbarsten Dingen», die er je im Meer gesehen habe.
Genmutation Grund für Blaufärbung
Die blaue Farbe verdanken die Hummer einem Gendefekt. Liegt dieser vor, wird das Protein Crustacyanin übermässig produziert, was das Exoskelett der Hummer blau färbt. Blaue Hummer zu fangen soll als Glückszeichen gelten, weil die Tiere so selten sind. Deshalb werden sie von den meisten Fischern wieder zurück ins Wasser geworfen und nicht gegessen – auch wenn sie die Mindestgrösse für einen Fang erreicht haben.
Über die Überlebenschancen blauer Hummer ist wenig bekannt. Sie dürfte aber nicht all zu gross sein, was ihre Seltenheit erklären würde. Denn üblicherweise sind anders gefärbte Tiere in der Natur stark gefährdet. Im Gegensatz zu anderen Hummern, die mit ihren grün-braunen Körpern am Meeresboden gut getarnt sind, können blaue Hummer von Raubfischen und anderen Feinden leicht entdeckt werden.