Javier Marcos setzte eine Stellenanzeige auf, für sein Unternehmen suchte der Spanier eine Frau ab 40 Jahren. Das kommt Marcos nun teuer zu stehen, denn prompt wurde ihm Diskriminierung vorgeworfen.
Javier Marcos aus Barcelona hat die Welt nicht mehr verstanden, als er neulich wegen Diskriminierung gebüsst wurde. Der Unternehmer hatte in einer Stellenanzeige eine Nachfolgerin für eine langjährige Mitarbeiterin gesucht, die nun mit 68 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist. Der Ersatz sollte ebenfalls weiblich sein und mindestens 40 Jahre alt. Nun, das hat dem Spanier eine Geldstrafe von 7501 Euro (umgerechnet etwa 7403 Franken) wegen doppelter Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und des Alters gekostet.
Wie Marcos dem spanischen Portal «Ara» erzählt, verkauft und montiert seine Firma im Quartier Fort Pienc Vorhänge. In seinem kleinen Team arbeiten vier Männer, für den Verkauf war bis anhin die nun pensionierte Frau zuständig. Die Kundschaft in seinem Laden ist hauptsächlich weiblich und schon etwas älter, verteidigt sich der Unternehmer. Ausserdem habe er eine über 40-Jährige aus dem «Bewusstsein» heraus gesucht, da gerade Frauen in dieser Altersparte einen schwierigeren Zugang zum Arbeitsmarkt haben.
«Ich wollte niemanden diskriminieren, sondern einer Gruppe von Menschen helfen, die es sehr schwer haben, Arbeit zu finden», sagt der 60-Jährige. Dass ihm eine Anzeige der Arbeitsaufsichtsbehörde ins Haus flattern könne, habe er nicht erwartet. «Niemand hat mich gewarnt, es geschah aus Unwissenheit.»
Jetzt weiss er, dass er gegen Artikel 5 des spanischen Gleichstellungsgesetzes verstossen hat, das die Gleichbehandlung und Chancengleichheit von Männern und Frauen schützt. Darüber hinaus verwiesen die Inspektoren Marcos auf das Arbeitnehmerstatut, eine europäische Richtlinie aus dem Jahr 2016 und das Übereinkommen 111 der Internationalen Arbeitsorganisation. Darin heisst es, dass in Jobangeboten nur selten auf das Geschlecht spezifiziert werden kann. In seinem konkreten Fall könnten sowohl Frauen als auch Männer Vorhänge verkaufen, sagten die Inspektoren.
«Ich dachte, ich würde eine Schlange mit Bewerberinnen vor der Türe haben, stattdessen habe ich eine Busse», ärgert sich Marcos. Inzwischen hat der Firmenchef zwei Frauen angestellt: eine 27-Jährige und eine über 40-Jährige, die sich die Stelle teilen.