Yes We Can – Odermatt und Co. werden noch zuschlagen


February 10, 2023

Vier Rennen, erst eine Medaille. Die Schweizer Bilanz an der Ski-WM in Courchevel/Méribel ist ausbaufähig. Sie wird sich bestimmt noch verbessern.

Der Auftakt war wunderbar. Gleich im ersten WM-Rennen gewann Wendy Holdener die Silbermedaille in der Kombination. Damit waren Schweizer Festspiele in den französischen Alpen optimal lanciert worden.

Doch seither wartet die Ski-Schweiz auf weitere Medaillen. Die Kombination der Männer? Endet ernüchternd. Mitfavorit Loic Meillard wird Sechster.

Der Super-G der Frauen? Endet auf der falschen Seite einer Hundertstel-Entscheidung, Lara Gut-Behrami verpasst als Sechste das Podest um 0,04 Sekunden.

Der Super-G der Männer? Endet frustrierend für den Saisondominator Marco Odermatt, der in allen sechs Weltcuprennen des Winters auf dem Podest stand. An der WM verpasste er es als Vierter denkbar knapp.

Zu Recht hohe Erwartungen

Und deshalb herrscht nun, wo doch alles so schön begann, bereits etwa Katzenjammer. Zumal die im Weltcup so gebeutelten Rivalen aus Österreich an der WM über sich hinauswachsen und schon vier Medaillen abgestaubt haben.

Die Schweizer Ausbeute wird deshalb als so enttäuschend wahrgenommen, weil die Erwartungen nach einer bärenstarken Saison – 17 Siege und 26 weitere Podestplätze! – zu Recht sehr hoch waren. In jedem Rennen gehören die Athleten von Swiss-Ski zu den Medaillenkandidaten.

Man vergisst dabei leicht, dass auch die anderen keine Nasenbohrer sind. Dass Podestplätze im Weltcup keine Garantie für WM-Medaillen sind. Dass es eng zu und her geht an der Weltspitze und kleine Details entscheiden können. Vielleicht sei Odermatts Material nicht optimal für die Verhältnisse auf der Piste L’Eclipse gewesen, wird gemutmasst. Wer glaubt, das sei eine Nebensächlichkeit, der irrt sich: Skirennfahrer und ihre Serviceleute kennen wahrscheinlich noch mehr Formen von Schnee als Inuit.

Es bleiben viele Chancen

In jüngster Vergangenheit glänzten die Schweizer Athleten an Grossanlässen. Bei den Olympischen Spielen 2022 gewannen sie neun Medaillen, fünf aus Gold. Vier Jahre zuvor gab es sieben Mal Edelmetall. Die Ausbeute der vergangenen Weltmeisterschaften: acht Medaillen 2021, vier Medaillen 2019, sieben Medaillen 2017.

Die Schweizer Medaillengewinner bei Olympia 2022 in Peking

Bei diesen Titelkämpfen stand mitunter auch jenes Glück zur Seite, das bislang in Frankreich noch fehlte. So wie es 2011 an der WM in Garmisch-Partenkirchen fehlte, als die Schweiz mit bloss einer Silbermedaille abreiste (Didier Cuche in der Abfahrt), dafür aber mit gleich vier vierten Plätzen. Im Gesamtweltcup belegten Cuche, Carlo Janka und Silvan Zurbriggen damals die Ränge 2, 3 und 6. Das Niveau war da. Wie jetzt.

Aber wollen wir mal den Teufel nicht schon an die Wand malen. Noch bleiben den Schweizerinnen und Schweizern viele Chancen, weitere Medaillen zu gewinnen. Denn was vor der WM stimmte, stimmt auch nach dem durchzogenen Auftakt weiter: Die Schweiz hat in jedem Rennen Medaillenchancen. Das nächste Mal morgen Samstag in der Abfahrt der Frauen. Es gilt der Wahlkampf-Slogan des früheren US-Präsidenten Barack Obama: Yes We Can!

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