Retter in der Not – immer mehr Menschen prellen Spitäler um die Rechnung


February 14, 2023

Wer auf einer Schweizer Skipiste verunfallt, wird in der Regel gerettet, gut betreut und im Notfall operiert, ohne zuvor zu bezahlen. Spitäler bleiben immer öfter auf diesen Kosten sitzen.

Wer auf einer Schweizer Skipiste verunfallt, wird gerettet, operiert und gepflegt – in der Regel ohne eine Vorauszahlung zu leisten. Auch eine Kostengutsprache der Versicherung ist in solchen Fällen nicht zwingend nötig, wie die Zeitungen von Tamedia schreiben. «Wir haben eine Aufnahmepflicht», sagt Gabriela Vrecko, Mediensprecherin der Berner Oberländer Spitalgruppe FMI (Frutigen, Meiringen, Interlaken). In Chur tönt es gleich. Das bestätigt Damian Roman vom Kantonsspital Graubünden in Chur gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Patientinnen und Patienten müssen nur dann eine Zahlung sicherstellen, wenn es sich um einen sogenannten Wahleingriff handelt, welcher auch zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden könnte. In anderen Fällen wird zuerst Hilfe geleistet und dann erst abgerechnet. Damit gehen Kliniken ein finanzielles Risiko ein. Die meisten der Patienten sind für die geleistete Hilfe dankbar und bezahlen diese auch. Jedoch nicht alle. So hat beispielsweise das Kantonsspital Graubünden jährlich Zahlungsausstände von bis zu einer halben Million Franken. Zum Teil lässt sich dieses Geld noch eintreiben, jedoch bei weitem nicht alles. 

Leute aus Nicht-EU-Ländern verstossen mehr gegen Zahlungspflicht

In Chur stellt man eine steigende Tendenz bei nicht bezahlten Rechnungen fest. Das Spitalzentrum Oberwallis spricht ebenfalls von einem permanent steigenden potenziellen Verlustrisiko. Man optimiere und verfeinere die Zahlungssicherung ständig, so Finanzchef Diego Henzen. Das Spitalzentrum Oberwallis muss in rund 200 Fällen pro Jahr ein Inkassobüro einschalten. Laut Henzen kommt es bei Patientinnen und Patienten aus Nicht-EU-Ländern zu deutlich mehr Verstössen gegen die Zahlungspflicht. Es sei praktisch unmöglich, in arabischen und ost-europäischen Staaten ein Nachinkasso durchzuführen, so Damian Roman vom Kantonsspital Graubünden.

Bei Schweizerinnen und Schweizern kommt es zwar deutlich seltener zu Zahlungsausfällen, doch: «Dieser Anteil hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen», so Gabriela Vrecko von den FMI-Spitälern. Meistens gehe es in diesen Fällen um Hotellerieleistungen oder Transporte, welche die Limite übersteigen würden, die von der Grundversicherung gedeckt seien, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. «Wir stellen fest, dass es gemeinhin den Versicherten nicht bewusst ist, dass eine solche Limite existiert und sie für den darüber hinausgehenden Teil selber aufkommen müssen», konstatiert Corina Issler Baetschi vom Spital Davos.

Ein «relevantes» Problem

Muss die Rega oder die Air Zermatt ausrücken, gibt es auch eine Rechnung. Auch diese Rettungsdienste bleiben immer öfter auf ihren Kosten sitzen. Weder für die Spitäler noch für die Retter aus der Luft sind diese Verluste verheerend, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Trotzdem sei das Problem «relevant», wie die Spitäler verlauten lassen. 

Im Kantonsspital in Chur sind sogar zwei Vollzeitstellen mit dem Eintreiben der offenen Rechnungen beschäftigt. Im Spitalzentrum Oberwallis werden rund 200 bis 350 Stellenprozent dafür eingesetzt. Die meisten Schweizer Kliniken hätten in den vergangenen Jahren die Zahlungssicherung optimiert, indem sie sich rasch darum kümmerten, so der «Tages-Anzeiger».

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