Andrew Tate ist jetzt auf der Jagd nach jungen Muslimen


Als die grossen Social-Media-Plattformen den britisch-amerikanischen Influencer Andrew Tate verbannten, suchte der 36-Jährige einen Kanal bei frauenfeindlichen islamischen Gruppen. 

Der umstrittene britisch-amerikanischer Influencer Andrew Tate sucht offenbar unter jungen Muslimen neue Anhänger seines frauenverachtenden Diskurses. Das behaupten zahlreiche muslimische Userinnen auf Social Media aufgrund ihrer Erfahrungen mit ihren Ex-Partnern und manchmal sogar Mitgliedern ihrer Familie. 

Die 29-jährige Iman beschreibt ihr Leben «als die reinste Hölle», nachdem ihr ehemaliger Freund angefangen hatte, Tates Podcasts zu hören. «Er wurde sehr kontrollierend und sagte mir, dass er eine polygame Beziehung führen wolle – etwas, worüber wir nie gesprochen hatten», sagt die Britin zu CNN. Iman und ihr Ex hatten vor, im Februar zu heiraten, waren bereits zusammen nach Dubai gezogen, weil der Mann dort eine Arbeitsstelle gefunden hatte. Mit der Zeit habe sich ihr Ex jedoch in «einen völlig anderen Menschen» verwandelt, sie hingegen sei «sehr, sehr passiv» geworden, erzählt sie. Schliesslich brach sie die Beziehung ab, als er begann, sie verbal zu misshandeln und zu beleidigen.  

Tate findet Zugang zu islamischen Gruppen

Die heute 25-jährige Serena berichtet von ihrem Schock, als ihre beiden Brüder im Alter von 21 und 23 Jahren im September begannen, Tates «extrem frauenfeindliche Ansichten nachzuplappern». Serena war baff: «Er hat mir und meiner Mutter gesagt, dass es unsere Pflicht sei, zu kochen, und wenn meine Mutter einmal nicht kocht, nennt er sie faul», sagte die Journalistin und Marketingfrau. Als sie den 23-Jährigen konfrontierte, indem sie ihm erklärte, dass er von Tate manipuliert werde, antwortete er, dass sie keine Meinung habe und aufhören sollte zu reden. 

Andrew Tate dürfte unter jungen Muslimen ein leicht zu überzeugendes Publikum entdeckt haben, glaubt Javad Hashmi, Islamwissenschaftler an der Universität Harvard. Viele dieser Männer kämpften mit ihrer Identität, weil sie sich aufgrund der systemischen Islamophobie und des Rassismus sozial und finanziell ausgesondert fühlten.

Zudem dürften einige noch dazu wegen des mangelnden Erfolgs auf Datingplattformen sexuell frustriert sein, meinte Hashmi. «Sie fühlen sich als Menschen zweiter Klasse und suchen aufgrund dieses Minderwertigkeitskomplexes nach einer Ideologie, die ihnen Macht verleiht und sie ermächtigt», sagte der Forscher. 

Seit Dezember in U-Haft

Obwohl der 36-jährige Tate auf den grossen Social-Media-Plattformen verbannt wurde, findet der ehemalige Kickboxer immer wieder einen Weg, seine sexistischen Inhalte zu verbreiten. Aktuell tritt er in Internetforen auf, die zu einer Gruppe muslimischer männlicher Influencer gehören und als «akh right bros» bekannt sind. Diese Gruppen positionieren sich gegen die sogenannten westlichen Werte und treten für eine Version des Islams ein, die von Frauenfeindlichkeit geprägt ist, wie Hashmi weiter erklärt. Tate selber sagte vor einigen Wochen, er sei im Oktober zum Islam konvertiert. 

Aktuell sitzt Andrew Tate zusammen mit seinem Bruder Tristan in Rumänien in U-Haft. Die beiden stehen unter dem Verdacht des Menschenhandels und der Vergewaltigung, sie waren am 29. Dezember festgenommen worden. Die Brüder bleiben vorerst bis zum 27. Februar in Haft, während die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen fortsetzt.

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