Bittersüsse Schoggi-Panne beim Mars-Konzern


February 17, 2023

Zwei Putzkräfte fallen in einen Tank mit Zutaten für Schokoladenriegel, die Feuerwehr muss sie retten. Für den Fabrikbetreiber Mars Wrigley hat das ein Nachspiel.

Augustus Glupsch kniet an einem Teich aus Schokolade und greift gierig in den braunen See hinein, um davon zu naschen. «Hey kleiner Junge! Meine Schokolade darf von keiner Menschenhand berührt werden», ruft Willy Wonka ihm zu, doch da passiert es: Augustus rutscht ab und fällt in die flüssige Schokolade, taucht gleich darauf wieder auf, braun überzogen wie eine Frucht im Schokoladenfondue, nach Luft schnappend. «Helft ihm», ruft Mama Glupsch, «er kann nicht schwimmen!»

Ganz so dramatisch wie in Tim Burtons Film «Charlie und die Schokoladenfabrik» ging es wohl nicht zu, als im Juni vergangenen Jahres zwei Reinigungskräfte in der Fabrik des Süsswarenherstellers Mars Wrigley in Elizabethtown, im US-Bundesstaat Pennsylvania, in einen Tank mit Schokolade fielen. In dem Behälter, in dem Zutaten für den Dove-Riegel gemischt wurden, stand die süsse Flüssigkeit Berichten zufolge nur kniehoch.

Trotzdem konnten die beiden Männer –  wie Augustus Glupsch – sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Schokolade befreien.  

Herbeigerufene Kollegen und Feuerwehrleute, angeblich mehr als zwei Dutzend, versuchten zunächst, die beiden von oben aus dem meterhohen Tank zu ziehen. Das gaben sie schnell auf, es klappte einfach nicht, und da sie gerade keinen breiten Saugschlauch zur Hand hatten wie in Burtons Filmklassiker, bohrten sie ein Loch in den Boden des Tanks. Heraus kamen flüssige Dove-Schokolade und zwei damit überzogene Reinigungskräfte. Einen der beiden Männer brachte ein Helikopter ins Krankenhaus, den anderen ein Krankenwagen.

Glücklicherweise waren beide nur leicht verletzt. Sind schliesslich nicht aus Zucker.

Für US-Verhältnisse ist das eine milde Geldstrafe

Für den Riegelriesen Mars Wrigley, vor knapp 15 Jahren verschmolzen mit jeweils mehr als 100 Jahre alten Süsswarenherstellern, hatte der Vorgang aber ein Nachspiel. Die für Arbeitssicherheit zuständige Behörde, die den Arbeitsunfall zuvor schon als «schwerwiegend» eingestuft hatte, verdonnerte den Konzern nun zu einer Geldstrafe von 14’500 Dollar. Die Reinigungskräfte, keine Vollzeitmitarbeiter in der Schokoladenfabrik, sondern externe Dienstleister, hätten keine angemessene Sicherheitsschulung bekommen, um den Tank zu säubern, so die Behörde für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Osha.

Für US-amerikanische Verhältnisse ist das eine milde Geldstrafe, und ob die beiden Reinigungskräfte ihren Auftraggeber verklagt haben, ist nicht bekannt. Einen neuen Tank kann der Konzern aus der Apéro-Kasse zahlen. Mars ist schliesslich mit einem Jahresumsatz von 22 Milliarden Dollar im Jahr 2022 der mit fast 8 Milliarden Dollar Abstand grösste Süsswarenhersteller der Welt.

Ein Sprecher des Unternehmens sagt dazu: «Die Sicherheit unserer Mitarbeiter und externen Auftragnehmer hat für unser Unternehmen oberste Priorität», und dass die Osha bei der Nachuntersuchung kooperativ gewesen sei.

Bei so viel Sprechersprech dann lieber doch zurück zum Kinderfilm: Auch der kräftige Augustus Glupsch, der zwischendurch im Schlauch stecken geblieben war, kam heil wieder raus. Nicht mithilfe der Feuerwehr, sondern mithilfe der Oompa Loompas, Willy Wonkas Arbeitern.

Ob sich Mars Wrigley nun auch einen Schlauch anschafft, ist nicht überliefert.

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