So verliert die Schweiz ihre Glaubwürdigkeit


February 17, 2023

Es ist haarsträubend, welches Behördenversagen der Bombenalarm auf dem Bundesplatz aufdeckt. Das Ausland versteht die Schweiz nicht mehr.

Es ist haarsträubend, welches Behördenversagen der Bombenalarm auf dem Bundesplatz aufdeckt. Das Ausland versteht die Schweiz nicht mehr.

Wäre das Bundeshaus am Dienstag explodiert und mit ihm ein Teil der politischen Führung und der Medienschaffenden – die Aufregung im Land wäre immens gewesen. Aber die Schweiz wäre ihrer föderalen Struktur wegen nicht implodiert.

Haarsträubend ist trotzdem, welches Versagen dieser simple Vorgang auf oberer Behördenstufe aufdeckt: Ein Schweizer in Kampfmontur, am Steuer der Limousine seines Vaters sitzend, fährt an der Nationalbank vorbei, stösst ins Herz der politischen Schweiz vor, biegt kurz beim Restaurant Fédéral unerlaubt links ab, stellt vor dem Eingang des Bundeshauses das Auto ab, setzt den Warnblinker und spaziert danach zum Hintereingang des Parlaments. Gegen eine Stunde dauert es, bis das verlassene Auto auffällt und die Polizei alarmiert wird.

Der Mann – offenbar ein psychisch Erkrankter – wurde am Ende zwar gestoppt. Das Ereignis aber förderte krasse Mängel zutage. Neben später Erkennung einer möglichen Gefahr gehören dazu Staus bei der Evakuierung von Politikerinnen und Politikern, ungeschützte Sammelplätze und gegenseitige Schuldzuweisungen am Tag nach dem Ereignis. Das allein schon ist unhaltbar.

Doch eigentlich geht es um mehr als um Dilettantismus unter Sicherheitsverantwortlichen – es geht um die Glaubwürdigkeit der Schweiz im Ausland.

Täglich berichten Botschaftsangestellte aller Länder aus der Schweiz in ihre Länder. Niemand versteht dort, dass eine Einzelperson die Schweizer Staatsführung auf derart simple Weise bedrohen kann. Das bereits ramponierte Bild einer verlässlichen Schweiz wird durch die Attacke aussenpolitisch noch mehr beschädigt.

Die Politik scheint sich dessen bislang kaum bewusst. Sie muss erkennen, dass es um die Glaubwürdigkeit des Landes geht. Die Schweiz ist zu Recht stolz darauf, dass im Gegensatz zu anderen Ländern ein Verwirrter bei unerlaubter Annäherung an Politiker nicht sogleich erschossen wird.

Den Anschein von Dilettantismus sollte sie aber tunlichst vermeiden.

Wir schicken Sie informiert in den Feierabend mit unseren Newsletter BaZ der Abend. Melden Sie sich hier an.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Related

Would you like to receive notifications on latest updates? No Yes