Der britische Sänger Robbie Williams demonstriert in einem Instagramvideo in Gstaad gegen den Kreisverkehr. Geht’s noch? Ein offener Brief an Robbie und eine Lobeshymne auf den Kreisel, der offensichtlich unterschätzt wird.
Lieber Robbie
Ich erlaube mir jetzt das Du. Denn mit deiner Forderung «Say no to Roundabouts» bist du mir auch ein bisschen zu nahe getreten. Es gibt in der Schweiz ja wirklich viel, gegen das man demonstrieren könnte. Gegen geteilte Waschküchen etwa! Oder gegen Leute, die an der Kasse im Migros hinter einem stehen und schon anfangen das Band zu füllen, obwohl man sein Wäggeli noch fertig ausräumen muss. (Nimm deine blöden eingemachten Artischocken weg! Wer kauft überhaupt so etwas Grusiges?)
Aber stattdessen stehst du im Kreisel in Gstaad, wo du seit Neuestem wohnst, und rufst «No more Roundabouts». Und lässt dich dafür auch noch auf Instagram feiern. Was ist dein Problem mit den runden Strassenabschnitten?
Ja, das ist Robbie Williams, der in Gstaad «protestiert». Was dahintersteckt
Unter dein Video schreibst du lediglich: «As for the roundabouts, someone had to say it. I just want to be on the right side of history.»
Nein, Robbie. Es gibt Dinge, die müssen nicht gesagt werden. Und du stehst definitiv auf der falschen Seite der Geschichte.
Bist du schon mal mit dem Auto mitten durch die Stadt Zürich gefahren? Alles voll mit Lichtsignalen. Alles voll mit Kreuzung-en. Für eine Strecke von sieben Kilometern kann man da schnell mal 30 Minuten haben. Mit Kreiseln würde das definitiv nicht passieren.
Ja, ich gebe es zu. Ich bin eine Pro-Kreislerin. Ich finde Kreisel eine tolle Erfindung. Keine Lichtsignale, kein Rechtsvortritt, den jemand missachten könnte, kein ständiges Halten. Nur Fahren und Blinken(!). Ausfahrt verpasst? Kein Problem. Dann geht’s eben noch eine Runde um den Kreisel. Huii!
Robbie, ich glaube du unterschätzt Kreisel vollkommen. Nicht nur für den Verkehrsfluss, auch aus soziologischer Perspektive sind sie top. Die runde Fläche im Zentrum eines Kreisels birgt ungeahntes Potenzial für Kreativität und kulturellen Austausch. Ich glaube sogar:
Das Zentrum eines Kreisels sagt mehr über ein Dorf aus als sein Dorfzentrum.
Denn mit dieser Fläche kann sich eine Gemeinde oder Stadt der Aussenwelt präsentieren. Zumindest der motorisierten Aussenwelt.
Ein Gemüsebeet im Kreisel heisst: «Wir wollen cool, jung und grün wirken.» Ein Wappen sagt: «Uns sind Tradition und unsere Wurzeln wichtig.» Schön angelegte Blumenbeete bedeuten: «Wir halten uns an die gesellschaftlichen Normen und wollen bloss nie auffallen, ausser vielleicht positiv.» Ein Kunstwerk, das niemand versteht und auch niemand wirklich schön findet, sagt: «Unsere Gemeinde hat übriges Geld.» Und einfach nur Asphalt schreit: «Uns ist absolut egal, was andere von uns halten, wir denken einfach praktisch, emfall!»
Mein Fazit darum: Jeder Kreisel ist besser als kein Kreisel. Ich kann also beim besten Willen nicht nachvollziehen, was irgendjemand gegen den Kreisverkehr haben könnte.
Aber du schreibst unter deinem Video, dich könne man mieten. Als Promi-Demonstrant. Gegen was auch immer das Herz begehrt. Mein Herz begehrt einen stressfreien Einkauf, ohne eingelegte Artischockengläser, die ich passiv-aggressiv zur Seite schieben muss. Darum: Schick mir doch mal eine Offerte. Ich könnte einen Promi-Demonstranten brauchen.
Liebe Grüsse
Aylin
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